Igel

6.000 bis 8.000 Stacheln, runde Knopfaugen, eine neugierig schnuppernde Nase und eine überraschende Geräuschkulisse – jeder kennt unseren heimischen Igel, der längst auch in Städten ein Zuhause gefunden hat. Solange es genug Nahrung und Versteckmöglichkeiten gibt, ist der kleine Säuger, der bis zu 1.500 Gramm schwer werden kann, nicht wählerisch.

Doch die Zahl verwaister und verletzter Igel, die jedes Jahr zu uns gebracht werden, steigt stetig – und stellt unser ehrenamtliches Team vor immer größere Herausforderungen. In unserer Wildtierrettungsstation werden alle Tiere zunächst gründlich untersucht und, wenn nötig, tierärztlich versorgt. Jungtiere und unterernährte Igel werden behutsam aufgepäppelt: Wärme, Flüssigkeit und energiereiche, leicht verdauliche Nahrung helfen, den Stoffwechsel wieder in Gang zu bringen.

Bis ein Igel wieder in die Freiheit entlassen werden kann, braucht es Geduld und viel Fürsorge. Besonders wichtig ist es, ihm in dieser Zeit eine möglichst artgerechte Umgebung zu bieten. Dazu gehören der Kontakt zu Artgenossen, ausreichend Abwechslung durch neue Gerüche und Geschmäcker – und vor allem ein Laufrad. Denn ein gesunder Igel legt in freier Wildbahn jede Nacht drei bis fünf Kilometer in seinem Revier zurück. Wird sein Bewegungsdrang unterdrückt, kann es zum sogenannten Renner-Syndrom kommen: Die Tiere laufen dann stereotypisch in ihrer Box auf und ab, bis ihre Zehen und Fußballen wund und entzündet sind – oft mit langwierigen Folgen.

Außerdem ist bei der Haltung in kleinen Gruppen ist Vorsicht geboten. Eine Zusammenführung sollte nur unter Aufsicht und in einem ausreichend großen Gehege mit Rückzugsmöglichkeiten erfolgen, denn nicht jeder Igel verträgt sich mit jedem. Igeljunge hingegen müssen unbedingt gemeinsam aufgezogen werden, besonders wenn keine Mutter vorhanden ist. Eine Einzelaufzucht führt fast immer zu einer Fehlprägung auf den Menschen – solche Tiere haben in der Freiheit kaum Überlebenschancen.

Wir widmen jedem Igel viel Zeit, Fürsorge und Engagement. Denn unser Ziel ist es, ihn zu stärken, gesund zu pflegen und auf seine Rückkehr in der Natur vorzubereiten.

Bitte helft uns, genügend Gehege, Futter und medizinische Ausstattung bereitzuhalten, damit wir auch in Zukunft verletzte und hilfsbedürftige Igel – und andere Wildtiere – optimal versorgen können.

Fragen und Antworten

Der Igel-Feind - der Mähroboter!

Trudi hat es am eignen Leib erfahren. Trudi ist nämlich mit einem Mähroboter aneinandergeraten. Sie kam unter die Messer des Mähers. Eine Geschichte wie ein Horrorfilm. Mähroboter sind leider sehr in Mode gekommen. Die Menschen möchten nicht mehr selber den Rasen mähen. In der Hauptsaison (Mai bis September) haben die Gartenbesitzer durchschnittlich einmal wöchentlich ihren Rasen gemäht oder mähen lassen. Die Mähroboter, die leider immer beliebter werden, mähen von Mai bis September durch. Teilweise und immer häufiger auch nachts. Igel, Küken, Salamander, Kröten und Blindschleichen kommen so immer häufiger unter die Räder und Messer der Rasenroboter. Die Zunahme von Verletzungen durch Rasenroboter ist erkennbar und wir rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. Viele Tiere erleiden schwere Schnittwunden, werden skalpiert oder verlieren ganze Gliedmaßen. Die Hälfte überlebt nicht. Niemand wisse, wie viele verletzte Igel sich in ihren Bau schleppen und dort verenden. Dieses Frühjahr war Trudi von einem Rasenroboter überfahren worden. Im Frühjahr 2021 versorgte LOOKI bereits vor der „regulären“ Rasenmäher-Saison über 50 Igel mit Schnittwunden. Während ausgewachsene Igel von einem Mähroboter –  im günstigsten Fall – nur angefahren werden, werden Babyigel direkt überfahren. Sie sind einfach zu klein, das geringe Gewicht ist kein ausreichender Widerstand. Außerdem sind Igelbabys auch tagsüber unterwegs.

Laut „Stiftung Warentest“ weisen viele Geräte Mängel auf. Auch vor Kinderfüßen machen Mähroboter nicht halt. Nur teure Laserroboter bieten einen besseren Schutz.

Trudi ist zwei bis drei Jahre alt und ein Braunbrust­igel. Der europäische Weißbrustigel ist in Deutschland bereits ausgestorben. Der Braunbrustigel steht kurz davor, auf die rote Liste gesetzt zu werden. Düstere  Aussichten für diese kleinen stacheligen Tiere. Igel gehören zu den ältesten Säugetieren auf unserem Planeten. Seit 66 Millionen Jahren streifen sie schon weltweit umher. Dabei legen Igel nachts drei bis fünf Kilometer zurück. Die Technik, sich bei Gefahr zusammenzurollen, hat sich immer gut bewährt – bis der Mensch auftauchte. In den vergangenen 150 Jahren hat der Igelbestand massiv abgenommen.

Unsere große Bitte!

Lassen Sie die Mähroboter nie in der Dämmerung oder nachts fahren lassen. Am besten die Mähroboter nicht unbeaufsichtigt mähen lassen. Und auf alle Fälle das Gelände erst nach Tieren absuchen. Igel sind durchaus auch tagsüber unterwegs, wenn in der Nacht nicht genügend Futter gefunden wurde.

Warum brauchen Igel unseren Schutz?

Igel gehören in Deutschland zu den streng geschützten Arten. Obwohl sie früher vielerorts anzutreffen waren, sind ihre Bestände in vielen Regionen deutlich zurückgegangen. Seit Oktober 2024 gilt der Igel deshalb offiziell als potenziell gefährdete Art und steht auf der Roten Liste.

Zu den größten Gefahren zählen der Straßenverkehr und der Einsatz von Mährobotern. Straßen zerschneiden Lebensräume und führen jedes Jahr zu unzähligen Verkehrsunfällen mit Igeln. Weniger sichtbar ist dagegen die Bedrohung durch Mähroboter: Viele Geräte erkennen die Tiere nicht und fügen ihnen schwere Verletzungen zu. Nur wenige überleben und gelangen in eine Auffangstation; die meisten betroffenen Tiere ziehen sich in Verstecke zurück und sterben dort unbemerkt.

Allein im Jahr 2024 wurden bei Looki e.V. fast 240 Igel mit Schnittverletzungen durch Mähroboter aufgenommen und behandelt. Zwar werben viele Hersteller mit einem angeblichen „Igelschutz“, dieser funktioniert jedoch, wenn überhaupt, nur bei sehr großen Tieren. Einige Städte und Landkreise in Deutschland haben inzwischen Nachtfahrverbote für Mähroboter erlassen, um Igel und andere Kleintiere zu schützen. Auch in Hamburg ist der Betrieb von Mährobotern nur noch in der Zeit von 30 Minuten nach Sonnenaufgang bis 30 Minuten vor Sonnenuntergang zulässig. Dennoch ist ein bundesweites Nachtfahrverbot längst überfällig.

Eine weitere Bedrohung stellt der Einsatz von Pestiziden gegen Schnecken und andere Tiere dar, von denen sich der Igel ernährt. Zudem machen naturferne Gärten, in denen kaum noch Verstecke oder natürliche Nahrung vorkommen, dem Igel das Leben schwer.

Wie kann man seinen Garten igelfreundlicher gestalten?

Zunächst sollte man am besten ganz auf Mähroboter verzichten – oder sie zumindest nur in der Zeit von 30 Minuten nach Sonnenaufgang bis 30 Minuten vor Sonnenuntergang einsetzen. Und aus Liebe zum Igel gilt auch: Finger weg von chemischen Düngern, Insektiziden, Pestiziden und Schneckenkorn. Käfer, deren Larven und Schnecken sind wichtige Nahrungsquellen für Igel. Zum einen werden viele Tiere selbst Opfer dieser Gifte, zum anderen zerstören die Mittel – ob chemisch oder biologisch – die Nahrungsgrundlage der Igel.

Ganz wichtig ist für Igel außerdem der Winterschlaf. Er beginnt meist im Herbst, wenn die Temperaturen dauerhaft sinken, und dauert bis ins Frühjahr. Wer Igeln helfen möchte, kann schon mit kleinen Maßnahmen viel bewirken: zum Beispiel, indem man einen Laubhaufen stehen lässt oder ein Igelhaus anbietet, damit die Tiere geeignete Quartiere finden.

Wenn man im Spätherbst oder Winter einen aktiven Igel entdeckt, ist das ein Warnsignal – er könnte zu leicht oder krank sein. Besonders Jungtiere mit einem Gewicht unter etwa 400–500 Gramm haben kaum Überlebenschancen im Winterschlaf und müssen aufgepäppelt werden. In solchen Fällen sollte man umgehend eine Igelstation kontaktieren. Dort werden die Tiere versorgt, gewärmt und, wenn nötig, sicher durch den Winter gebracht.

Welche Igelart lebt in Deutschland?

In Deutschland ist fast ausschließlich der Europäische Braunbrustigel heimisch. Er ist in ganz Mitteleuropa verbreitet – von Portugal bis Skandinavien – und besiedelt bevorzugt Gärten, Parks, Waldränder und Heckenlandschaften, wo er genügend Verstecke und Insekten findet. Ursprünglich lebte der Igel vor allem in abwechslungsreichen Landschaften mit Wiesen, Feldern, Obstbäumen und Hecken – also in Gegenden, die vom Menschen genutzt, aber noch naturnah strukturiert waren. Heute kommt er zunehmend in Siedlungsnähe vor, weil dort oft mehr Nahrung und Unterschlupf zu finden sind als auf intensiv bewirtschafteten Agrarflächen. In den Bergen wird er seltener, da er Wärme und Insektenreichtum braucht.

Was macht seine Stacheln so besonders?

Ein erwachsener Igel wird bis zu 30 cm lang und wiegt zwischen 800 und 1.500 g. Das auffälligste Merkmal sind seine 5.000 bis 7.000 Stacheln – eigentlich umgewandelte Haare, die aus keratinisiertem Horn bestehen. Wenn sich der Igel bedroht fühlt, zieht er seine Muskeln zusammen und rollt sich zu einer fast geschlossenen Kugel – die Stacheln zeigen nach außen und bieten Schutz vor vielen Feinden. Nur wenige Tiere, wie der Uhu oder der Dachs, können ihn dann noch gefährden.

Der Bauch und die Beine sind dagegen weich behaart. Junge Igel werden bereits mit Stacheln geboren – sie sind anfangs noch weich und liegen unter einer dünnen Hautschicht, die sich kurz nach der Geburt öffnet. Etwa ab dem zweiten Lebensmonat ähneln sie kleinen Erwachsenen. Die Stacheln brechen regelmäßig ab und werden nachgebildet – ähnlich wie Haare beim Menschen.

Wie leben Igel?

Zunächst ist zu sagen, dass der Igel zwar ein Einzelgänger ist, seinen Artgenossen gegenüber aber erstaunlich sozial reagiert. Häufig dauert es nach der ersten Fütterung in einem Garten nicht lange, bis weitere Tiere dazustoßen. Dabei herrscht eine klare Rangordnung: Wer zuerst fressen darf, wird mit Schnaufen und leichtem Wegboxen ausgehandelt. Trotzdem kommt jeder zu seinem Anteil, und ernsthafte Verletzungen sind selten – sie treten meist nur zwischen Männchen während der Paarungszeit auf, wenn es um ein Weibchen geht.

Igel sind nachtaktiv. Den Tag verbringen sie in einem geschützten Nest aus Laub oder Gras und werden erst in der Dämmerung munter. In einer Nacht können sie mehrere Kilometer zurücklegen, um Nahrung zu suchen. Im Frühjahr beginnt die Paarungszeit, im Sommer ziehen die Weibchen ihren Nachwuchs groß, und im Herbst frisst sich der Igel Fettreserven für den Winter an. Sinkt die Temperatur dauerhaft unter etwa 10 °C, verfällt er in den Winterschlaf – eine erstaunliche Anpassung: Der Herzschlag verlangsamt sich von rund 180 auf etwa 20 Schläge pro Minute, und die Körpertemperatur sinkt auf ungefähr 5 °C. Erst im März oder April, wenn es wieder wärmer wird, erwacht er und beginnt erneut seine nächtlichen Streifzüge. Diese enge Bindung an die Jahreszeiten macht den Igel besonders empfindlich gegenüber Klimaveränderungen.

Da der Igel ein Insektenfresser ist, spielt er eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht. Als nächtlicher Jäger mit feinem Geruchssinn findet er seine Nahrung hauptsächlich am Boden. Seine Anwesenheit verrät sich oft durch leises Schnaufen und genüssliches Schmatzen. Er ernährt sich hauptsächlich von Käfern, Regenwürmern, Raupen, Schnecken und Spinnen, frisst aber gelegentlich auch Eier, Aas oder Früchte. Mit diesem Speiseplan hilft er, viele Insekten- und Schneckenpopulationen in Schach zu halten – ganz ohne Gift. Damit ist er ein natürlicher Schädlingsbekämpfer im Garten.